E-Bike aus dem 3D-Drucker: Super Mobility revolutioniert die Radindustrie
Zwölf Monate – so lange dauert für gewöhnlich der Weg eines individuell angepassten Rads von der Bestellung bis zur finalen Auslieferung. Das Tiroler Start-up Super Mobility möchte diesen Produktionsweg auf 16 Stunden verkürzen. Die 3D-gedruckten E-Bikes sind dabei völlig individuell auf Körpergröße und Designwünsche anpassbar. Mittels Crowdinvesting-Kampagne sollen nun 800.000 Euro gesammelt werden.
3D-Druck als Lösung für die Radbranche
Lieferengpässe und lange Wartezeiten – das waren die dominierenden Schlagzeilen der Radbranche in den vergangenen Jahren. Monatelang mussten Kund:innen auf ihr neues E-Bike warten – Je nach gewünschter Rahmengröße oder anderer Spezifikationen konnte sich der Traum eines neuen E-Bikes weiter nach hinten verschieben. Eine Situation, die sowohl bei Radfahrer:innen als auch bei Händler:innen für Frust sorgte.
Die beiden erfahrenen Unternehmer Verena Kreidl und Richard Hirschhuber machten sich daher auf die Suche nach alternativen Methoden, um die Radproduktion und -lieferung zu beschleunigen. Entstanden ist die Super Mobility World – ein Start-up, welches die Radindustrie revolutionieren soll. „Wir produzieren E-Bikes im 3D-Drucker“, erklärt das Tiroler Führungsduo unisono: „Das Rad wird innerhalb von sechzehn Stunden mit Carbonfasern gedruckt, das jeweilige Design und die Größe kann dabei völlig individuell angepasst werden. Zum Vergleich: Aktuell würde man auf ein individuelles Rad mindestens zwölf Monate warten.“
Kreidl, zuvor als selbstständige Unternehmerin tätig, streicht die Vorteile der innovativen Radfertigung mittels 3D-Druck hervor: „Einerseits bedeutet das ein Ende der langen Wartezeiten, da ein Rad theoretisch innerhalb von drei Tagen fertig abgeholt werden kann. Andererseits können Emissionen im großen Stil eingespart werden, da sowohl die Lagerung der Einzelteile als auch der Transportweg – meist aus Asien – wegfallen.“
Ursprung in der Raumfahrttechnik
Den Grundstein für die Super Mobility World legte ein Gespräch von Richard Hirschhuber im Silicon Valley, wo er auf den vietnamesischen Gründer Sonny Vu traf. Dessen Familienunternehmen „Arevo“ ist ein Vorreiter in Sachen 3D-Drucker, ursprünglich um Teile für die Raumfahrttechnik herzustellen. Mittlerweile hat man das Geschäftsfeld um Möbel und Räder unter der Marke „Superstrata“ erweitert.
„Ich war sofort überzeugt von der Idee und habe noch am Rückflug meine Visionen für die Super Mobility World zu Papier gebracht“, erinnert sich Hirschhuber, der klare Ziele hat: „Wir möchten in den nächsten fünf Jahren in jedem Land in Europa einen 3D-Drucker für die Radproduktion stehen haben.“
Daher sicherte sich Hirschhuber, der in den vergangenen 30 Jahren an einigen Unternehmensgründungen beteiligt war und erfolgreiche Exits geschafft hat, die exklusiven Rechte für Vertrieb und Marketing des 3D-gedruckten E-Bikes für den DACH-Raum und weitere Teile Europas. „Aktuell fokussieren wir uns auf Lifestyle-Stadträder, mit Carbonfaser-Rahmen, die knapp 20-mal härter als Stahl sind. Die Räder sind somit äußerst robust und für den alltäglichen Gebrauch im hektischen Stadtverkehr perfekt geeignet“, führt Hirschhuber weiter aus.
Produktion nach Tirol bringen
Aktuell nützt man zur Fertigung der Räder die Drucker von „Arevo“, mit steigender Nachfrage soll aber auch ein erster 3D-Drucker nach Europa, genau genommen in die Super-Mobility-Zentrale nach Kufstein in Tirol, kommen.
„So ein Drucker kostet zwischen 800.000 und 1,2 Millionen Euro, da muss eine Anschaffung gut durchdacht sein“, erklärt Hirschhuber. „Wir sind aber davon überzeugt, dass der Markt groß genug ist, dass wir – wie eingangs erwähnt – in jedem europäischen Land einen 3D-Drucker stehen haben.“
Neben den 3D-Bikes möchte die Super Mobility World zudem verschiedene Geschäftsfelder unter ihrem Dach zusammenfügen. Mit einem hochmodernen Sensorshirt können Vitalfunktionen gemessen und zur Leistungsfeststellung von Sportlern genutzt werden. Mit der SUPERApp können alle Daten aus dem Supershirt sowie dem im Fahrrad verbauten GPS-Tracker ausgewertet werden. Aktuell liegt aber der volle Fokus auf den Fahrrädern aus dem 3D-Drucker.
Crowdinvesting als erste Finanzierung
Um die ambitionierten Pläne des Führungsduos umsetzen zu können, wird nun Kapital benötigt. Investierende bekommen dafür über zehn Jahre Zinsen in der Höhe von 5,25% p.a. und am Laufzeitende eine Beteiligungsfinanzierung von 15%– damit ist eine Versechsfachung des investierten Kapitals möglich. Zudem winken je nach Investitionssumme attraktive Goodies. So bekommen Interessierte bereits bei einer Summe von 500 Euro einen Gutschein für ein 3D-Bike in der Höhe von 888 Euro.
„Wir möchten Investor:innen, die an unser Unternehmen glauben, auch etwas zurückgeben und sie bestärken, selbst mit einem 3D-Bike zu fahren. Daher haben wir uns für einen Gutscheinwert entschieden, der über der Investitionssumme liegt“, führt Verena Kreidl, bei Super Mobility World für Zahlen und Finanzen zuständig, aus.